In der letzten Woche sorgte die Stadt Tübingen mit der Einführung einer Verpackungssteuer auf Mitnahmegerichte für Schlagzeilen. Betrachtet man die dramatische Zunahme der Verpackungsabfälle, so verwundert diese Entscheidung nicht: in den vergangenen 22 Jahren hat sich der Verpackungsmüll in Deutschland mehr als verdoppelt. Die Stadt Tübingen gibt die Kosten für die Beseitigung von To-Go Verpackungen mit 700.000€ jährlich an.
Dabei kann jeder mit etwas Planung beim Einkaufen und Konsumieren zur Eindämmung des Verpackungsabfalls beitragen. Der beliebte, tägliche Kaffee unterwegs schmeckt noch viel besser im eigenen Becher. Die örtlichen Bäcker füllen heiße Getränke gern direkt in mitgebrachte Behälter. Man muss nur daran denken, diese mitzubringen.
Gleiches gilt für den Einkauf beim Metzger oder an der Frischtheke im Supermarkt. Auch hier ist es ohne Weiteres möglich, Käse, Wurst und Fleisch in eigene Boxen einpacken zu lassen und somit ohne die aufwendigen Verpackungen im Laden auszukommen. In der Regel weiß man ja, was man einkaufen möchte, so dass man entsprechende Boxen gleich von zu Hause mitnehmen kann. Bei Unverpackt-Läden, wie in Lorsch, gibt es ein großes Sortiment an Lebensmitteln, die man in eigene Behältnisse abfüllen und so zur Reduktion des Plastikmülls beitragen kann.
Seit vor 4 Jahren durch eine Initiative des Bundesumweltministeriums und etlicher Handelsvertreter für Plastiktüten ein minimaler Preis erhoben wird, hat sich der jährliche Prokopfverbrauch der Tüten halbiert. Hier haben sich die Menschen einfach umgestellt und nehmen zum Shoppen eine Tasche mit und halten für spontane Einkäufe Stoffbeutel in Handtaschen und Klappboxen im Auto bereit. Ganz ähnlich könnte man sich als Käufer umstellen, indem man auch gleich eigene Behälter für den Einkauf von zu Hause mitnimmt.
Da fertige Gerichte Zeit und Arbeit sparen, boomt der Trend zu Mitnahmegerichten und vorverarbeiteten Lebensmitteln. Aber gerade diese Produkte erzeugen wesentlich mehr Verpackungsmüll, als wenn man sie selbst zubereiten würde. Beim Fertigsalat aus dem Supermarkt zum Beispiel entsteht Müll durch die Schüssel, den Deckel, eine Zwischenlage und die verpackte Soße - viel Müll nur für eine kurze Mahlzeit. Bereitet man den Salat dagegen selbst zu, vermeidet man eine Menge Plastikabfall.
Es ist ebenso fatal, dass sich seit dem Jahr 2000 die Verpackungen für Obst verdoppelt und für Gemüse sogar fast verdreifacht haben. Ursächlich ist, dass die Industrieverpackungen zugenommen haben und aufwändiger geworden sind, dass es häufiger sehr kleine Packungsgrößen gibt und empfindliche Frischware, wie Beeren, Cocktailtomaten und Kräuter in festen Schalen mit Deckeln angeboten werden. Als Kunde sollte man versuchen, bewusst auf die Art der Verpackung zu achten und gezielt lose angebotenes Obst und Gemüse zu kaufen. Am einfachsten geht dies auf dem Wochenmarkt, bei Hofläden und durch die Belieferung von Gemüsekisten, aber auch Supermärkte haben häufig unverpackte Frischware im Sortiment.
Jeder kennt die verheerenden Bilder von Plastikmüll in den Ozeanen. Helfer vom Tag der sauberen Landschaft finden immer mehr To-Go Verpackungen am Wegesrand. Versuchen Sie also, wo es geht, auf Plastik zu verzichten und helfen Sie mit, dem Verpackungswahn zu entkommen.