Wenn im Frühling eine - gefühlt - riesige Wespe mit lautem Brummen vorbeifliegt, handelt es sich in der Regel um eine Hornissenkönigin auf der Suche nach Nahrung oder einem geeigneten Nistplatz. Schon die gewöhnlichen Hornissenarbeiterinnen, die wir ab den Sommermonaten antreffen, sind deutlich größer als alle anderen Staaten bildenden Wespenarten. Aber eine Hornissenkönigin, die noch bis Anfang Juni draußen unterwegs sein kann, ist mit einer Körperlänge von bis zu 35 mm schon äußerst imposant. Dabei sind diese eindrucksvollen Insekten keineswegs angriffslustig, sondern überaus friedfertig und zeichnen sich durch sehr scheues Verhalten aus.
Die heimischen Hornissen zählen auch nicht zu der Sorte Wespen, die beim Grillevent lästig werden. Es gibt nur zwei Arten, die uns hier vornehmlich im Spätsommer stören und gern Obst, Kuchen und Fleisch stibitzen: die Deutsche und die Gemeine Wespe. Hornissen und die sechs anderen Papierwespenarten lässt der süß gedeckte Kaffeetisch völlig kalt. Trotzdem begegnen viele Menschen Wespen im Allgemeinen mit übergroßer Vorsicht. Meist wird aus Unwissenheit gar nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, ein entdecktes Wespennest im Garten oder am Haus zu tolerieren, was aber in den meisten Fällen problemlos möglich wäre. Beispielsweise gehört inzwischen die Mittlere Wespe, die ihre Nester frei in Bäumen oder außen an Gebäuden baut, zu den bedrohten Arten mit rückläufigem Bestand, weil ihre Nester entweder voreilig im Siedlungsbereich beseitigt werden oder die Königin schon in der Nestgründungsphase Vögeln zum Opfer fällt. Da die heimische Hornisse in ihrem Bestand akut gefährdet ist, gehört sie zu den besonders geschützten Arten. Sie darf weder gefangen, noch darf ihr Nest zerstört werden. Entfernungen von Nestern an kritischer Stelle müssen von der Naturschutzbehörde genehmigt werden.
Es ist erstaunlich, dass ein Hornissenvolk täglich etwa 500g Fliegen, Stechmücken und andere Insekten vertilgt. Die Völker der kleineren Wespen erbeuten ungefähr die halbe Menge. Wenn sich also ein Wespen- oder gar ein Hornissennest in Ihrem Garten angesiedelt hat, profitieren Sie einen ganzen Sommer davon, denn Wespen sind wahre Schädlingsbekämpfer.
Nicht nur der Größe wegen rufen Hornissen bei vielen Menschen Ängste hervor. Auch das Märchen, dass sieben Stiche ein Pferd und zehn Stiche einen Ochsen töten könnten, hält sich noch immer wacker in den Köpfen. Dabei ist das Gift einer Hornisse nicht toxischer als das einer einfachen Wespe. Tatsächlich bräuchte es ca. 800 Hornissenstiche, um einen Erwachsenen in Lebensgefahr zu bringen, vorausgesetzt dass dieser nicht allergisch reagiert. Bei einem Insektengiftallergiker kann schon ein einzelner Stich ein Risiko darstellen. Wenn Atemnot, Schwindel, starker Hautausschlag, Herzrasen oder Bewusstlosigkeit in kürzester Zeit nach dem Stich auftreten, sollte schnellstmöglich ärztliche Hilfe geholt werden. Allergiker sollten auch immer ein Notfallset mit sich führen. Zeigt sich dagegen bei einem Wespenstich nach längerer Zeit nur um die Einstichstelle herum eine deutliche Schwellung und brennende Rötung, dann handelt es sich in der Regel um eine normale Reaktion, die nach wenigen Tagen verschwindet.
Je nach Art sind Wespennester teils schon im August, spätestens aber Ende Oktober komplett verlassen, und nur die Jungköniginnen überwintern an einem geschützten Ort. Trotzdem schafft es wegen widriger Bedingungen und zahlreicher Feinde nur weniger als ein Prozent der Königinnen, im Frühling wieder erfolgreich einen neuen Staat zu gründen. Da vor allem die kleineren Wespenarten optisch nur schwer zu unterscheiden sind, ist es ratsam, bei Nestern im Garten- und Hausbereich fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, damit nach einer individuellen Beratung für Sie und die nützlichen Sechsbeiner die bestmögliche Lösung gefunden werden kann.