Das Schlüssel-Schloss-Prinzip der Natur

"Es gibt Exoten, wie den Sommerflieder, der gern wie hier vom Schwalbenschwanz angeflogen wird. Für die Eiablage ist der Strauch jedoch völlig wertlos und damit auch für das Überleben von Schmetterlingen."

Über die Bedeutung heimischer Pflanzen im Garten

 

Es geht wieder los. Die Natur erwacht. Winterlinge und Krokusse zeigen sich schon seit ein paar Wochen, Rote Mauerbienen begeben sich auf Futtersuche und Meisen sind eifrig mit dem Nestbau beschäftigt. Man findet jetzt auch erste Knospen und geöffnete Blüten bei der Forsythie. Viele Menschen erfreuen sich am Anblick dieser gelb blühenden Sträucher. Man könnte meinen, dass sie wahre Bienenmagneten sind, da die Blüten weithin leuchten. Leider ist das Gegenteil der Fall, denn Insekten meiden diesen giftigen Zierstrauch, der steril ist, sodass die Blüten weder Nektar noch Pollen bereitstellen.

 

Leider sind auch zahlreiche andere Pflanzen in unseren Gärten aus ökologischer Sicht wertlos. Viele wurden künstlich gezüchtet, wie die gefüllten Edelrosen, andere sind Exoten, wie die aus Südamerika stammende Petunien oder Pelargonien aus Südafrika, die bei Balkongärtnern seit Jahrzehnten hoch im Kurs stehen, aber weder Nahrung noch Kinderstube für Falter und Bienen bieten.

 

Angesichts des dramatischen Insektenrückgangs stellt sich die Frage, ob die Bepflanzung unserer Gärten mit dekorativen, aber für die Insektenwelt untauglichen Züchtungen und Exoten aus den Garten-Centern noch zeitgemäß ist. Da mehr und mehr Lebensräume durch intensive Landwirtschaft und Flächenversiegelung verschwinden, kommt unseren Gärten und Balkonen eine immer wichtigere ökologische Bedeutung zu.

 

Aber wie können wir Insekten im Garten fördern? Einen ganz wichtigen Aspekt bilden hier heimische Wildpflanzen, denn seit Tausenden von Jahren entwickelten hiesige Insekten und Pflanzen Bündnisse zum Überleben. Viele Wildbienen und Schmetterlinge sind Spezialisten, die auf das Vorhandensein einer besonderen Pflanzenart angewiesen sind, wie ein Schlüssel, der nur in ein bestimmtes Schloss passt. So benötigt die vom Aussterben bedrohte Mohn-Mauerbienen die Blätter vom Klatschmohn zur Auskleidung ihrer Nisthöhlen. Andere sammeln nur Pollen von Glockenblumen oder sind auf ganz spezielle Raupenfutterpflanzen festgelegt. Diese sind stets einheimische Pflanzen, die in unserer aufgeräumten Kulturlandschaft immer seltener zu finden sind und die wir in unsere Gärten aufnehmen sollten.

 

Wenn Sie in Ihrem Garten etwas verändern wollen, richten Sie Ihr Augenmerk verstärkt auf heimische Sträucher, Bäume, Wildstauden und Gräser. Des Weiteren achten Sie auf Vielfalt, sowohl bei den Pflanzen als auch bei Gartenelementen (Beet, Hecke, Wiese, Totholz, Wasserstelle usw.).

 

Pflanzen Sie also statt Forsythien lieber Kornelkirschen, die ebenso früh blühen, jedoch Nahrung für Bienen, Käfer, Fliegen und Vögel bieten. Statt Thuja oder Kirschlorbeer setzen Sie besser Weißdorn und Salweide. Verschönern Sie Ihre Beete mit blühenden Kräutern, wie Thymian, Bohnenkraut und Salbei. Lassen Sie im Rasen Klee und Gänseblümchen zu und freuen Sie sich, wenn Wildkräuter, wie Schafgarbe oder Natternkopf im Garten sprießen. Fragen Sie in Baumschulen und Gärtnereien gezielt nach züchterisch unveränderten, heimischen Pflanzen.

 

Wenn es mein Ziel ist, etwas für die heimische Natur zu tun, dann muss ich auf einheimische Pflanzen setzen.