Wespen – äußerst nützlich und friedlicher als ihr Ruf

Nest der Sächsischen Wespe
Nest der Sächsischen Wespe

Denkt man an Wespen, verbindet man damit zuerst die lästigen Plagegeister, die im Sommer auf Terrasse und Balkon leckere Happen aus Obst, Eis oder Grillfleisch erbeuten wollen. So mancher hat schon schmerzliche Erfahrungen mit dem Stachel der Wespen gemacht oder kennt gräuliche Geschichten über die vermeintlich stechwütigen Sechsbeiner. Kein Wunder also, dass man die ungebetenen Gäste schnell loswerden möchte, was fatalerweise auch dazu führt, dass im Garten entdeckte Wespennester voreilig zerstört werden.

 

Leider ist nur wenig bekannt, dass hierzulande neun verschiedene Wespenarten vorkommen, die filigrane, kunstvolle Papiernester bauen und mit zahlreichen Individuen gemeinsam einen Staat bilden. Aber nur zwei dieser Arten suchen überhaupt die Nähe des Menschen und naschen - hauptsächlich im Spätsommer - am gedeckten Tisch: die Deutsche und die Gemeine Wespe. Alle anderen Arten ernähren sich von in der Natur vorkommenden Baum- und Pflanzensäften, aber auch von Fliegen, Stechmücken und anderen Insekten und gehen nicht an süße Lebensmittel. Zudem zeichnen sich diese Wespen durch äußerst friedfertiges Verhalten aus. Sie verteidigen sich höchstens bei Störungen im nahen Nestbereich. Ihre Nester selbst sind relativ klein und werden von weniger Individuen bewohnt. Auch besitzen diese Wespen oft einen viel kürzeren Lebenszyklus als die beiden oben genannten Arten. Beispielsweise sterben die Völker der friedfertigen Sächsischen Wespe schon Ende Juli ab. Findet man ein frei gebautes Wespennest in einer Hecke oder einem Baum, handelt es sich nicht um eine der beiden Arten, die am Tisch lästig werden, so dass diese Nester in der Regel problemlos dort verbleiben können.

 

Da Wespen zu den ungeliebten Artgenossen gehören, wird oft ignoriert, dass sie dem allgemeinen Artenschutz unterliegen. Jedoch sind sie von sich aus gegenüber Menschen gar nicht angriffslustig, sondern erfüllen in der Natur wichtige Funktionen, indem sie Blattläuse, Steckmücken und Fliegen erbeuten, tote Insekten, Aas und Fallobst verwerten und auch bei der Pflanzenbestäubung im Einsatz sind. Daher dürfen Wespen nicht unnötig gefangen oder getötet und auch ihre Nester nicht grundlos beseitigt werden. Weil die Arbeiterinnen spätestens im Herbst absterben und nur die Jungköniginnen an einem geschützten Ort überwintern, bedeutet das Vorhandensein eines Nests auf dem eigenen Grundstück nur eine Nachbarschaft für kurze Zeit. Ist das Nest im Herbst verlassen, kann es problemlos entfernt werden.

 

Durch einfache Verhaltensregeln kann man gerade im Spätsommer Auseinandersetzungen mit Wespen vermeiden, indem man vor allem ruhig bleibt und keine hektischen Bewegungen macht, denn darauf reagieren die Tiere. Vor allem süße Lebensmittel und Getränke sollten im Freien abgedeckt und Abfälle geschlossen gehalten werden. Mit einer Ablenkfütterung von überreifen Trauben in 5 bis 10 Meter Entfernung hält man die Plagegeister am Tisch in Schach. Sammeln Sie Fallobst auf und installieren Sie Fliegengitter an Fenstern und Balkontüren, die nicht nur vor dem Einflug von Wespen schützen. Um zu verhindern, dass sich die Insekten im Rollladenkasten ansiedeln, hat sich die Installation von Gummi-, Bürsten oder Aluminiumleisten bewährt, die den Einflug verhindern.

 

Wenn Sie ein Wespennest entdeckt haben, das an einer für Sie ungünstigen Stelle gebaut wurde, sollten Sie nicht selbst aktiv werden, sondern einen fachkundigen Berater kontaktieren, um eine geeignete Lösung für sich und die Wespen zu finden. Oft reicht es schon, den Einflugbereich der Insekten zum Nest zu ändern, so dass sich z.B. in einer Gartenhütte Tiere und Menschen nicht in die Quere kommen und stattdessen friedlich einen Sommer lang zusammenleben können.