Weg mit dem Schotter

Ende Januar wurde im Landtag die Neufassung des Hessischen Naturschutzgesetzes vorgestellt. Unter anderem soll damit die Errichtung von Schotterflächen explizit nicht mehr erlaubt werden. Eigentlich sind geschotterte Steinflächen auf Grundstücken schon durch die Vorgaben der Bauordnung verboten. Leider wird diese Richtlinie seit Jahren von vielen Hausbesitzern ignoriert. Um die schädlichen Auswirkungen von Schotterflächen und die Bedeutung von begrünten Gärten zu unterstreichen, soll dieses Thema im neuen Naturschutzgesetz nun eindeutig verankert werden.

 

Im Januar wurde zudem vom Oberverwaltungsgericht in Lüneburg das Urteil bestätigt, dass Behörden den Rückbau von geschotterten Flächen anordnen dürfen, denn diese widerrechtlich errichteten Flächen wirken sich in vielerlei Hinsicht negativ aus.

 

Schotter und voll versiegelte Flächen haben aus ökologischer und klimatischer Sicht gravierende Nachteile. Im Sommer heizen sich die Steine extrem auf, besonders wenn sie sehr dunkel sind, und geben die Hitze noch bis in die Nachtstunden ab. Im Gegensatz dazu wird bei einer begrünten Fläche Wasser über die Pflanzen verdunstet, sodass ein Kühlungseffekt entsteht. Grünflächen sind daher im Sommer 20 Grad kühler als besonnte Steinflächen. Die Hitzesommer der vergangenen Jahre lassen erahnen, wie wichtig es auch in Zukunft sein wird, dass durch eine kluge Bepflanzung von Gärten und Grünflächen mit Bäumen, Hecken und Stauden unsere aufgeheizten Städte erträglicher werden.

 

Des Weiteren bieten Schotterflächen mit exotischen Einzelpflanzen aus biologischer Sicht kaum Nahrung oder Unterschlupf für Insekten, Vögel oder Kleinsäuger und sind somit ökologisch wertlos. Aus diesem Grund werden solche lebensleeren Steinschüttungen auch als „Schotterwüsten“ bezeichnet. Dabei bräuchte es angesichts des dramatischen Rückgangs der Artenvielfalt deutlich mehr Grün, mehr strukturelle Vielfalt und mehr Wildnis - auch in unseren Städten. Hier steckt ein großes Potential, das leider allzu häufig mit Steinen zugeschüttet oder zugepflastert wird.

 

Ein nicht zu unterschätzender weiterer Nachteil fehlender Pflanzen im Vorgarten besteht darin, dass sich der Verkehrslärm verstärkt und die natürliche Filterung von Feinstaub entfällt. Beides beeinträchtigt unsere Gesundheit. Demgegenüber weiß jeder, wie positiv sich der Aufenthalt im Grünen auf unser Wohlbefinden auswirkt.

 

 

Dass Schotterflächen pflegeleichter als bepflanzte Flächen sind, ist ein Trugschluss, denn zwischen den Steinen sammelt sich mit der Zeit organisches Material, auf dem die Samen von Wildkräutern Nährboden finden. Mit einer dichten Staudenbepflanzung und Bodendeckern können sich kaum unerwünschte Wildpflanzen ansiedeln. Der Pflegeaufwand ist damit deutlich geringer, besonders wenn man Stauden wählt, die gut mit Trockenheit zurecht kommen. Gestalten wir also unsere Grundstücke und Balkone vielfältig, lebendig und bunt statt eintönig und grau.