"Faszinierende Pflanzengallen: Entdecken - Bestimmen - Verstehen" von H. Bellmann, M. Spohn und R. Spohn
Wundersame Wucherungen wahrnehmen
"Faszinierende Pflanzengallen: Entdecken - Bestimmen - Verstehen" von H. Bellmann, M. Spohn und R. Spohn beginnt mit einer -bewusst sehr allgemeinen- Definition, was unter einer Pflanzengalle zu verstehen ist und stellt daraufhin kurz gallenähnliche Bildungen an Pflanzen vor, die mit Pflanzengallen selbst verwechselt werden könnten. Dann werden systematisch alle Organismengruppen vorgestellt, die Pflanzengallen bilden können, was vornehmlich verschiedene Pilze, Milben und Insekten sind. Dabei wird immer wieder die oft sehr komplexe Wechselwirkung zwischen Gallenbildner und Wirtspflanze und teilweise weiterer Organismen wie in den Gallenbildnern parasitierenden Insekten aufgezeigt. Dies gilt auch für den ausführlichsten Teil, den Artteil, in dem nach Wirtspflanzen sortiert die Gallenbildungen in Bild und Text vorgestellt werden und auch deren Verursacher. So erfährt man beispielsweise, dass die im heimischen Garten entdeckten und bedenklich aussehenden, gelblich verfärbten Emporwölbungen auf den Blättern der Weinreben von der Rebenblattfilz-Gallmilbe verursacht werden und nicht schädlich für die Pflanze sind, sondern im Weinbau sogar eher als nützlich eingeschätzt werden, da sie die Raubmilbe ernähren, die wiederum die schädlichen Spinnmilben vertilgen. Die Bilder sind sehr aussagekräftig, so dass sich zusammen mit dem Begleittext beispielsweise die bei einem Waldspaziergang gesichteten Gallen der Buchenblatt-Gallmücke und der Eichenschwammkugel-Gallwespe problemlos zuordnen ließen. Auch mehrere gelbbraune "Scheiben" auf der Unterseite einiger Eichenblätter ließen sich schnell zwei Arten zuordnen: (den parthenogenetischen Generationen) der Eichenmünzen- bzw. der Eichenlinsen-Gallwespe. "Faszinierende Pflanzengallen: Entdecken - Bestimmen - Verstehen" von H. Bellmann, M. Spohn und R. Spohn ist also ein wirklich hilfreiches Buch für die Bestimmung von (etwa 450 verschiedenen) Gallen mit weit über 1000 Fotos und ergänzendem Glossar, Literaturverzeichnis und Hinweis auf relevante Internet-Seiten. Die Gliederung des Artteils alphabetisch nach wissenschaftlichem Namen der Wirtspflanze halte ich allerdings für wenig sinnvoll. Entweder man möchte einem wissenschaftlichen Anspruch gerecht werden und orientiert sich an den wissenschaftlichen Namen, sortiert dann aber bitte nicht nach Alphabet sondern nach Systematik, oder man möchte einem breiten Publikum ein Nachschlagewerk bieten und verwendet dann die deutschen Namen der Wirtspflanze. Es wäre meines Erachtens auch hilfreich, im Inhaltsverzeichnis ähnlich wie beim Teil mit den Pflanzengallen bildenden Organismen die Arten des Artteils aufzuführen. Von solchen kleinen die Gliederung bzw. das Inhaltsverzeichnis betreffenden Einschränkungen abgesehen, kann ich das Buch als Zugang zur Wahrnehmung dieser "wundersamen Wucherungen" nur empfehlen!