– Ursprünglich im Gebirge beheimatet, ist der Hausrotschwanz inzwischen auch in Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet. Er hat sich nach und nach den menschlichen Siedlungsbereich erschlossen, so wie der Haussperling, Weißstorch und Co. Hier findet er überall Nistmöglichkeiten, seis der Holzstoß vor der Hauswand, den unaufgeräumten Geräteschuppen usw.
– In Bürstadt ist er überall anzutreffen, vermutlich sind alle geeigneten Reviere besetzt.
– Nahrung sind Insekten, die er im Flug fängt, er rüttelt aber auch mal vor einer Hauswand oder jagt von einem Ansitz wie dem Gartenzaun nach seiner Beute auf dem Gartenboden.
– Der Hausrotschwanz zieht spät, bis in den November hinein in den Süden und überwintert teils schon in Südeuropa, im nördlichen Afrika oder im Nahen Osten. Schon ab Anfang März tauchen dann die Ersten wieder bei uns auf. Zuerst besetzen die Männchen ein Revier, einige Tage später folgen die Weibchen.
– Die Rotschwänze haben in unseren Breiten regelmäßig 2 Bruten pro Saison und ziehen jeweils 2 bis 3 Junge auf, abhängig von Witterung und Nahrungsangebot.
– Jungvögel sind noch nicht voll flugfähig, wenn sie das Nest verlassen und sie haben etliche Fressfeinde. Viele Jungvögel fallen vermutlich Katzen zum Opfer, aber auch Rabenvögel wie Krähe und Elster sowie der Sperber haben sie in ihrem Beutespektrum.
– Durch ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensräume und ihrem vergleichsweise kurzen Weg ins Winterquartier sind sie robuster aufgestellt als andere Arten, wie z.B. die Zwillingsart Gartenrotschwanz und deshalb nicht in ihrem Bestand bedroht.
Text von Klaus Daub
– In der Umgebung von Bürstadt gab es noch einige wenige Paare, die in feuchten Jahren, wenn Äcker lange unter Wasser standen, auch Bruterfolg hatten. Der dürfte aber für eine langfristige Erhaltung des Bestandes nicht mehr ausreichend gewesen sein. Ob es z.Z. in der Bürstädter Gemarkung, also zwischen Bürstadt, Bobstadt und Riedrode und südlich von Bürstadt überhaupt noch Brutpaare gibt, ist fraglich. Nahe der Weschnitz im Bibliser Bruch gab es 2024 zwischen 1-3 Brutpaare und auch Bruterfolg. Ein Problem sind die hohen Bestände an Beutegreifern, wie Füchse und – bei uns noch zunehmend – Waschbären. Die überhöhten Wildschwein Bestände dürften als Folge der Afrikanischen Schweinepest vorerst der Vergangenheit angehören. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Bibliser Kiebitzen nistete übrigens 2024 ein Paar Rohrweihen, zu deren Beutespektrum ebenfalls die Kiebitz Küken gehören.
– In Hessen haben Schutzmaßnahmen in der Wetterau (wie Zäune gegen Prädatoren) sich dort als sehr wirksam erwiesen und zu einem deutlichen Anstieg der erfolgreichen Bruten geführt. Auch der Kreis Groß-Gerau schützt gezielt alle Bruten und konnte anscheinend den Bestand stabilisieren.
– Gut beobachten lässt sich bei der Kiebitz im offenen Gelände, bei uns besonders entlang der Weschnitz bei ihrem Zug im Frühjahr in ihre nördlichen Brutgebiete. Sie ziehen in größeren Trupps, oft von rund 20 Vögeln und mehr zeitig im Frühjahr, sind unverkennbar durch ihr Aussehen, ihren markanten „kiju-witt“ Ruf und auch durch ihre akrobatischen Balzflüge über ihrem Revier.
Text und Bild von Peter Petermann
– War früher wohl im Kreis Bergstraße ein verbreiteter Brutvogel, aber irgendwann zwischen 1980 und 2000 sind alle Vorkommen erloschen. Genau das dürfte schwer zu ermitteln sein, weil vermutlich noch teilweise durchziehende Braunkehlchen als Brutvogel gewertet wurden, da einzelne Vögel ja bis Mitte Mai bei uns bleiben können und oft lange stationär sind. Feuchte, nicht überdüngte Wiesen, die erst spät gemäht werden, gibt es im Kreis kaum mehr.
– Durch spezielle Schutzprogramme sind in Hessen vor allem im Lahn-Dill-Kreis erstaunliche Erfolge im Braunkehlchen-Schutz erreicht worden. Dort brüten wieder über hundert Paare. Dies ist im hessischen Ried derzeit nicht vorstellbar.
– Braunkehlchen können beim Vogelzug beobachtet werden. Der Frühjahrszug der Braunkehlchen bei uns liegt circa zwischen Mitte April bis Mitte Mai, der Herbstzug findet bis Ende Oktober statt. Die Braunkehlchen sind klein, ziehen in kleinen Trupps und haben eine recht große Fluchtdistanz. Sie sind also recht schwer zu beobachten und ohne Fernglas nicht sicher zu bestimmen – besonders mit der Nachbarart, dem Schwarzkehlchen, besteht dabei eine Verwechslungsgefahr. (Besonders die weiblichen Vögel beider Arten sind schwer zu unterscheiden.)
– Sie bevorzugen als Aufenthalt beim Zug immer offenes Gelände wie Wiesen, gerne mit Überschwemmungsflächen, Weiden oder Äcker mit Grünfrucht wie Raps (wie auf dem Foto zum Text), Zuckerrüben oder ähnliches.
Text und Bild von Peter Petermann
Mit seiner orangenen Federhaube, die er ab und zu aufstellt, dem langen gebogenen Schnabel, und den mit "Zebrastreifen" verzierten Flügeln wirkt der Wiedehopf wie ein Exot unter den heimischen Vögeln. Dabei war er früher weit verbreitet und nicht selten, und brütete sogar am Rand von Dörfern. Dort fand er in der Nähe von Haustieren (Schafe, Ziegen, Esel) in überweideten Flächen reichlich Nahrung - große Insekten, wie Maulwurfsgrillen, Käfer, Raupen. Doch hat er für einen Bodenvogel recht kurze Beine, weswegen er in gut gedüngten, dicht und hoch wachsenden Wiesen nicht zurechtkommt. Die Intensivierung der Nutzung und der Rückgang der Kleinviehhaltung nahm ihm seinen Lebensraum.
Im Kreis Bergstraße gibt es nur wenige Brutpaare in den sandigen Riedwäldern, sofern beweidete Flächen in der Nähe sind. Auf Bürstädter Gemarkung sind keine Vorkommen bekannt (letzte Brut 1990?), aber in manchen Jahren werden rufende Wiedehopfe angetroffen. Auch auf dem Zug, der Anfang April einsetzt, können durchfliegende Hopfe gesehen werden. Infolge der zunehmend heißen Sommer hat der Bestand sich in Mitteleuropa etwas erholt, so dass die Art vielleicht in Zukunft auch nach Bürstadt als Brutvogel zurückkehrt.
(Tex:t: Peter Petermann)
(Bild: K. Neumann)
Zum zweiten mal ist das Rotkehlchen zum "Vogel des Jahres" gewählt worden - nicht weil es besonders gefährdet wäre, aber wegen seiner Popularität. In Bürstadt ist es im Wald weit verbreitet, etwas weniger im Siedlungsbereich oder in Gehölzen in der Feldflur. Rotkehlchen sind ganzjährig bei uns anzutreffen, wobei aber die hiesigen Brutvögel im Winter wegziehen und durch Gäste aus dem Norden abgelöst werden. Rotkehlchen leben auch hier im Winter, wie wenige Vogelarten. Da Rotkehlchen besonders junge Waldbestände besiedelt, können ihnen auch die Waldschäden durch Trockenheit wenig anhaben.
Die Größenordnung des Bürstädter Bestandes lässt sich überschlagen. Bürstadt hat etwa 3.500 ha. In optimalen Waldbeständen erreichen Rotkehlchen eine Dichte von bis zu 1 Kehlchen / ha. In der Feldflur und in der Stadt Bürstadt selbst gibt es aber sicher nur vereinzelte Brutreviere, nur im Winter und zur Zugzeit sind sie dort häufiger. Grob geschätzt sind also etwa 1/5 der Gemarkung geeignet als Brutrevier, wobei die Siedlungsdichte in Nadelholzbeständen geringer ist als in Laubwäldern. Damit wären wir in der Größenordnung von 100-500 Revieren. Genauer dürfte es im Moment nicht zu schätzen sein.
(Text von Peter Petermann)
https://www.youtube.com/watch?v=3PlDhQITBH0&t=24s
Unsere kleinste Taubenart war früher häufig und weit verbreitet in Feldgehölzen und an Waldrändern, wo sie oft in kleinen Kolonien brütete. Nach der Brutzeit war sie in Schwärmen auf Äckern anzutreffen, bevor sie im Spätsommer den weiten Zug nach Afrika antrat. Diese Zeiten sind leider vorbei. Die Intensivierung der Landwirtschaft und eine immer noch gnadenlos betriebene Jagd auf den Zugwegen haben ihre Bestände bei uns stark reduziert. In Bürstadt werden aktuell nur noch an wenigen Stellen einzelne rufende Tauber angetroffen (weniger als 5?), häufiger an Waldlichtungen als in der Feldflur.
(Text von P. Petermann)
Der Gesang der Feldlerche ist in unserer Ackerlandschaft ab März noch verbreitet zu hören, meistens im Singflug in großer Höhe ohne Pause vorgetragen. Das täuscht etwas darüber hinweg, dass die Zahl der Lerchen seit einigen Jahren dramatisch zurückgeht. Das Schicksal teilt sie mit anderen Arten der Ackerlandschaft. Dort wo die agrarische Nutzung noch abwechslungsreich ist und unbefestigte Feldwege und kleine Brachflächen in die Ackerlandschaft eingestreut sind, kann die Art sich noch halten. In der Bürstädter Gemarkung kommen wir wohl noch auf über 100 Reviere (aber sicher auch weniger als 1.000). Die Feldlerche war schon einmal 1998 Vogel des Jahres.
(Text von P. Petermann)
Der Star ist ein wahrer Stern unter unseren Vögeln. Seinen Namen verdankt er dem Schlichtkleid, das er im Herbst trägt: schwarz mit vielen hellen Punkten, die - mit etwas Phantasie - an Sterne am Firmament erinnern. Zur Brutzeit verschwinden die "Sterne" und das schwarze Gefieder schillert prächtig in grün und violett. Dazu lässt das Starenmännchen häufig seinen Gesang hören, der zum großen Teil aus perfekten Imitationen von anderen Vogelstimmen oder sonstigen Geräuschen besteht. Bei der Wahl der Bruthöhle ist der Star anpassungsfähig - Baumhöhlen, Nistkästen oder Mauernischen werden angenommen. Im Herbst sammeln sich die Stare in gewaltigen Schwärmen zu Zehntausenden bis Millionen, die damit zu den größten Ansammlungen von Tieren auf unserem Planeten gehören. In unserer Gegend ist er noch gut vertreten, wenn auch die Zahl der Brutpaare deutlich geringer ist als früher.
(Text von P. Petermann)
Der Waldkauz ist unter den heimischen Eulenarten mit Abstand die häufigste und bekannteste. Auffällig sind vor allem seine Rufe, die im Wald, oft aber auch in Ortschaften, weithin zu hören sind - der Kontaktruf "kuwitt" oder das "Heulen" des Männchens "huhuhuhuuu". Bei einigen Eulenarten schwanken die Bestände stark in Abhängigkeit von der Zahl der Mäuse in Feld und Wald. Beim Waldkauz ist das weniger deutlich, weil er auf andere Nahrung ausweichen kann - von Vögeln bis Fröschen, oder - in Flussauen - auch mal Fische. In den Wäldern um Bürstadt ist er relativ häufig - stellenweise können in guten Nächten 3 oder 4 rufende Käuze gleichzeitig gehört werden. Tagsüber hält er sich gut versteckt, genießt aber auch gerne ein paar Sonnenstrahlen.
(Text von P. Petermann)