Erlebnis Natur - Erlebnis Vielfalt

Das Tagpfauenauge gehört zu den Kernarten des Insektensommers
Das Tagpfauenauge gehört zu den Kernarten des Insektensommers

Erinnern Sie sich noch, wie Sie als Kind über blühende Wiesen gestreift sind, Blumenkränze geflochten und Schmetterlinge beobachtet haben, im Teich nach Kaulquappen gesucht, im Wald Ameisenstraßen verfolgt und Käfer in Schuhkartons gesammelt haben? Erinnern Sie sich noch, dass der Großvater die Kinder mitnahm beim Zusammensuchen der Wildkräuter für die Kräuterweihe zu Maria Himmelfahrt, da er noch die typischen Kräuter kannte?

 Leider geht die Kenntnis von Pflanzen und Tieren, das Wissen um die Zusammenhänge in der Natur und den Rhythmus der Jahreszeiten immer mehr verloren, weil in unserer digitalisierten und durchstrukturierten Welt selbst für Kinder kaum Zeit zur Verfügung steht, nach Schule und Freizeitprogramm einfach durch Spiel und Entdeckergeist die Natur zu erforschen. Auch wenn Eltern sich Naturerfahrungen für ihre Kinder wünschen, werden Prioritäten häufig anders gesetzt, der Bewegungsradius auch wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens klein gehalten und so immer weniger Freiraum zum Entdecken gegeben.

 Entfremdung von der Natur

 Kinder können leider durch einen Mangel an Naturerlebnissen, übervorsichtige Verbote und falsches Vorleben Berührungsängste vor der Natur entwickeln. Es kann unbegründete Furcht vor Tieren oder Ekel vor Insekten entstehen und damit eine Entfremdung von der heimischen Natur, die uns umgibt und in der wir leben.

 Als weitere Folge gibt es seit Jahren kaum noch Nachwuchs bei Spezialisten für eine bestimmte Tiergruppe, weil u.a. auch Schulen und Unis der Artenkenntnis zu wenig Bedeutung beimessen. Damit fehlen aber Fachleute, die für die Entwicklung von Schutzgebieten und der Beurteilung des Zustands der Natur essentiell sind.

 Dabei bietet das Draußensein in der Natur vielfältige Erlebnismöglichkeiten nicht nur für Kinder. Gerade jetzt, da sich der Alltag ganz anders gestaltet als gewohnt, finden viele Menschen den Weg in Wald und Flur, weil sie spüren, dass die Natur erholsam und ausgleichend wirkt und ihnen gut tut.

 Kinder lassen sich ganz leicht für Natur begeistern, weil sie eine natürliche Neugier besitzen. Hier werden wichtige Erfahrungen gemacht und alle Sinne angesprochen: Das Zirpen der Grillen, das Gras unter den Füßen, der harzige Duft im Nadelwald und der süße Geschmack von Felsenbirnen.

 Konkrete Tipps

 Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für sich und Ihren Nachwuchs, auf Erkundungstour zu gehen. Im Wald, auf der Wiese oder am Teich gibt es überall etwas zu entdecken. Schon der eigene Garten bietet viele Naturerlebnisse. Gestalten Sie ihn daher möglichst naturnah und vielfältig, um so auch Schmetterlinge, Vögel und Schnecken beobachten zu können. Auf englischem Rasen umgeben von Thujahecken und zugepflasterten Flächen gibt es kaum etwas zu erforschen.

 Nehmen Sie eine Becherlupe und ein Fernglas, laufen Sie barfuß über verschiedene Untergründe, säen Sie Wildblumen oder Gemüse und beobachten Sie mit Ihren Kindern, wie die Pflanzen wachsen und Früchte bringen.

 Nutzen Sie Apps zur Bestimmung von Pflanzen, Vögeln und Insekten, z.B. NABU Vogelwelt und NABU Insektenwelt. Machen Sie jetzt mit beim NABU Insektensommer (29. Mai bis 07. Juni) und zählen Sie Sechsbeiner! Auf der Seite nabu.de finden Sie weitere Bestimmungshilfen und das Meldeformular für Ihre Funde.

 In den Ortsgruppen vom NABU Lampertheim, Bürstadt und im Verein für Vogel- und Naturschutz Biblis gibt es jeweils eine Kindergruppe mit regelmäßigen Angeboten für Spiele und Erfahrungen in der Natur. Die Naturschützer freuen sich immer über neue Gesichter. Auch bei Pfadfindergruppen spielt das Erleben in der Natur eine wichtige Rolle. Nutzen Sie diese Angebote!

 Wenn wir und unsere Kinder sich weiter von der Natur entfremden, können wir Probleme wie das Artensterben und die Klimakrise nur schwer lösen. Denn nur das, was wir kennen, können wir auch schützen.