Wer kennt das nicht? Der in die Jahre gekommene Kühlschrank brummt fast ohne Pause vor sich hin oder gibt gar ganz den Geist auf, und man entscheidet sich für ein effizientes, neues Gerät, um Stromkosten zu sparen. Da mittlerweile die meisten Kühlgeräte zu den Effizienzklassen A+++ oder A++ gehören und deutlich weniger Strom verbrauchen als noch vor 20 Jahren, wählt man gleich ein größeres Modell, vielleicht sogar als Gefrierkombination und mit praktischem Eiswürfelbereiter, da der Stromverbrauch trotz des größeren Komforts noch unter dem des alten Gerätes liegt. Bevor man den alten Kühlschrank entsorgt, schafft man ihn erst mal in den Keller, um eventuell noch eine Reserve zu haben.
Durch das „Upgrade“ wird die mögliche Energieeinsparung, die man bei einem gleichwertigen Ersatz des Kühlschranks erzielt hätte, wieder zunichte gemacht. Diesen als „Rebound“ bezeichneten Effekt findet man in vielen Bereichen des täglichen Lebens: Obwohl moderne Geräte immer sparsamer werden, steigt der Stromverbrauch in privaten Haushalten weiter an. Betrachtet man das Thema Beleuchtung, so ergibt sich durch den Einsatz von LEDs statt herkömmlicher Birnen ein großes Einsparpotential bezüglich des Strombedarfs. Ersetzt man aber nicht nur die Leuchtmittel in den vorhandenen Lampen, sondern richtet sowohl im Innen- als auch im Außenbereich neue Lichtinstallationen ein, um Schränke, Wände, Außenfassaden und Gärten zu illuminieren und lässt Lampen auch in ungenutzten Räumen wegen des minimalen Strombedarfs der LEDs weiter brennen, so erzielt man kaum einen Vorteil bei den Stromkosten. Dafür hat man den Ressourcenverbrauch wegen der neuen Lampen gesteigert und die Lichtverschmutzung im Außenbereich erhöht.
Ebenso zeigt sich im Bereich immer sparsamer werdender Autos, dass Energiesparpotentiale ungenutzt bleiben: Die einen fahren nach dem Kauf eines effizienteren Autos wegen des geringen Spritverbrauchs viel mehr Kilometer, die anderen ersetzen den bisherigen Kleinwagen gleich durch einen PS-starken Mittelklassewagen, weil der Treibstoffverbrauch derselbe ist. Des Weiteren verhindern wir indirekt positive Auswirkungen auf das Klima, wenn wir uns eine zusätzliche Flugreise gönnen im Bewusstsein, dass wir ja durch das neue Auto weniger Benzin verbrauchen.
Ist es nicht erstaunlich, dass Elektrogeräte seit 1985 um ca. 40 Prozent
energieeffizienter geworden sind, aber trotzdem der Stromverbrauch aller Haushalte in Deutschland um über 10 Prozent gestiegen ist? Was ist die Ursache? Wir besitzen deutlich mehr und
leistungsstärkere Großgeräte, großformatige Fernseher und elektrische
Helferlein, die wir früher nicht vermisst haben. Außerdem sind Notebooks, Smartphones und Tablets im
Dauereinsatz. Gleichermaßen müsste der Verbrauch von Treibstoff seit Jahren zurückgehen, schließlich werden die Motoren immer
effizienter. Da aber die Autos immer größer, schwerer und leistungsstärker werden, verpufft der Einspareffekt.
Dennoch kann jeder einzelne dazu beitragen, dass die Energieersparnis durch effizientere, neue Technik nicht durch den Rebound-Effekt wieder aufgezehrt wird. Überlegen Sie vor jedem Kauf, ob Sie das Gerät wirklich brauchen. Dinge, die man nur sehr selten benötigt, sollte man lieber ausleihen. Defekte Elektrogeräte, die erst ein paar Jahre alt sind, sollten besser repariert statt direkt ersetzt werden.
Fragen Sie sich, ob beim Ersatz eines Gerätes oder Fahrzeugs wirklich ein größeres Modell notwendig ist, wenn der bisherige Kühlschrank bzw. das aktuelle Auto immer ausgereicht hat.
Versuchen Sie, sich nicht durch Lockangebote Überflüssiges zu kaufen, denn für jedes hergestellte Produkt werden Ressourcen verbraucht und es muss irgendwann entsorgt werden. Wie oft braucht man im Haushalt Schokobrunnen, Entsafter, Dampfreiniger, Nudelmaschinen oder Sandwichtoaster? Überlegen Sie vor dem Kauf genau, ob das neue Gerät wohl auf Dauer ganz vorn im Küchenschrank oder vermutlich eher auf dem Dachboden landen wird. Auf diese Weise können Sie nicht nur Geld für die Anschaffung und die Stromkosten sparen, sondern auch Ressourcen, Energie und unnötigen Müll.