Als Verbraucher ist man es mittlerweile schon gewohnt, dass Obst und Gemüse montatelang bzw. sogar ganzjährig verfügbar ist: Erdbeeren gibt es schon im Winter, Trauben auch im Frühling, Tomaten und Äpfel sind eigentlich immer im Sortiment. Das ist doch eine tolle Sache. Oder etwa nicht?
Alles was im Laden angeboten wird und nicht zeitgleich im Freiland in unseren Breiten geerntet werden kann, hat entweder eine weite Reise hinter sich oder kommt aus dem Treib- bzw. Kühlhaus. Die Energiebilanz dieser Produkte liegt um ein Vielfaches höher als bei frisch geernteten Waren aus der Region.
Konkret benötigen Äpfel aus Übersee, wenn sie mit dem Schiff transportiert wurden, das 3 bis 10-fache an Energie im Vergleich zu heimischer Ware, solange diese nicht monatelang in Kühlhäusern lagerte. Weniger robustes Obst wie Weintrauben oder Erdbeeren werden mit dem Flugzeug zu uns gebracht, was den Energieverbauch auf das 300-fache steigen lässt. Hier kann aus Umweltsicht nur vom Kauf abgeraten werden. Gleiches gilt für exotische Früchte, die per Luftfracht transportiert wurden, bspw. Ananas oder Mangos.
Greift man außerhalb der Saison auf deutsche Tomaten aus beheizten Treibhäusern zurück, so sieht die Energiebilanz kaum besser aus, da auch hier der CO2 Ausstoß um ein Hunderfaches höher liegt als bei Freilandtomaten im Sommer.
Betrachtet man die Qualität der Waren, so schneidet Obst und Gemüse außerhalb der Erntezeit ebenfalls schlecht ab. Wegen der oft langen Transportwege werden viele Früchte im unreifen Zustand geerntet und zum Teil mit Chemikalien behandelt, damit der Reifezustand im Laden stimmt. Auf dem Transport gehen nicht nur Vitamine und Nährstoffe, sondern auch das Aroma verloren. Weit gereiste Erdbeeren im Winter schmecken im Vergleich zur Hauptsaison fad. Ähnliches gilt für Pflanzen aus dem Gewächshaus, da bspw. Freilandtomaten ein Drittel mehr Vitamin C als Gewächshaustomaten enthalten.
Glücklicherweise muss bei Obst und Gemüse immer das Herkunftsland mit angegeben werden, so dass wir als Verbraucher es in der Hand haben, ob wirklich ganzjährig weitgereiste Früchte in unserem Einkaufswagen landen oder wir doch lieber intensiv die heimische Erdbeer-, Kirsch- und Spargelsaison mit vielen Aromen genießen möchten.
Leider ist der Aufdruck „regional“ gesetzlich nicht geschützt, so dass die Herkunft irgendein Anbaugebiet in Deutschland sein kann. Daher empfiehlt der Naturschutzbund Bürstadt möglichst bei Hofläden mit eigenem Anbau und auf dem Wochemarkt einzukaufen oder sich mit Gemüsekisten beliefern zu lassen, die vorwiegend regionale Ware in Bioqualität anbieten.
Sicherlich ist es im Winter besonders in Bezug auf Obst schwieriger, heimische Produkte zu finden. Dennoch gibt es auch in unseren Breiten eine große Auswahl an regionalen Gemüsesorten, wie Möhren, Kürbisse, Wirsing, Grünkohl, Pastinaken, Rote Beete, Porree, Feldsalat und Champignons, die Abwechslung auf den Tisch bringen.
Auf nabu.de kann man sich einen übersichtlichen Saisonkalender für heimisches Obst und Gemüse herunterladen, der hilfreich bei der Kaufentscheidung sein kann.
Optimal sind Produkte in Bioqualität aus der Region, die gerade Saison haben. Man sollte beim Einkauf versuchen, dass mindestens eine dieser drei Eigenschaften erfüllt ist.